17.05.2011
eigentlich wollte ich in meiner fünftätigen Kunst-
und Protestaktion in der UHA Holstenglacis den Missbrauch der
Pressegerichte – in meinem konkreten Fall durch den strafrechtlich
im April dieses Jahres zu einem Jahr und neun Monaten verurteilten
Börsenmanipulator Markus Frick – protestieren.
Ich wollte in der UHA hungern und hatte schon am Freitag zu
Hause und im Gericht nichts gegessen. Ich wollte hungern auf
meine Art, ca. 400 kcal/Tag zu mir nehmen, um es leichter zu
haben und keine gesundheitlichen Schäden auftreten zu
lassen.
2005 hatte ich über die Osterfeiertage sehr gute Erfahrungen
mit der UHA Holstenglacis gemacht. Das Personal war nett. Es
gab im Prinzip nichts zu beanstanden. Meine damals mitgebrachten
Bücher erhielt auf Antrag noch in den ersten Stunden der
Haft. Ich musste zwar auch damals gegen die Wegnahme eine Beschwerde
schreiben, aber dieser wurde sofort stattgegeben. Kugelschreiber
und Papier hatte ich ebenfalls im Überschuss im Haftraum.
Um diesmal die Haftanstalt nicht vor eine überraschende
Entscheidung bei meinem Haftantritt zu stellen, vereinbarte
mein Hamburger Anwalt (er ist ein Strafverteidiger), dass ich
drei eingeschweißte Bücher von der Buchhandlung
Weiland mitbringen darf und ausgehändigt bekomme. Dass
ich Papier, Kugelschreiber, Zeitungen und Zeitschriften mitbringen
kann, stand im Merkblatt des Berliner Gerichts.
Es fing alles besser an als damals 2005. Ich brauchte mich
nicht vor jeder Tür an die Wand stellen, stand sogar manchmal
hinter dem bediensteten. Die Überraschung ließ nicht
lange auf sich warten.
Im Kontrollraum, wo man sich nackt ausziehen muss, kam mir
durch die beiden Bediensteten – der eine ein bulliger
großer Typ, der andere kleiner, kräftig. – Hass
und Wut entgegen. Es hieß nur: „Halten Sie den
Mund.“, „Bleiben Sie, wo Sie sind.“, „Der
Anwalt geht ns nichts an.“ „Eine Vereinbahrung
mit der Anstaltsleitung kennen wir nicht.“ „Wie
haben Anweisung von der Revision.“. Mir ließen
sie nur die Sachen,, die ich an und in den Taschen zufällig
hatte (aber auch nicht alles). Von den vielen Kugelschreibern
ließen ließen sie mir nur einen. Die Bücher
und das Schreibpapier blieben in meinen Handkoffer. Ich
hatte keine Wechselwäsche, nicht für die Nacht, keine
Zahnbürsten. Vom Papier nur die paar Zettel vom Zettelblock
(11x10 cm). Es wurde gebrüllt und beleidigt. In der Zelle
angekommen – es war gegen 14:== Uhr am Freitag – hieß es,
beschwerden und Anträge werden erst Montag angenommen.
Das hätte ich alles ertragen, bleib noch bei meinem Plan
zu hungern. Deswegen habe ich auf den Empfang des Essens in
einer Schüssel verzichtet. Ich wollte die Kontrolle behalten,
wie viel Essen in den Haftraum kommt. Ich wollte sicher sein,
dass es nicht später heißt, ich habe nicht gehungert.
Unerwartet eskalierte das Ganze. Ich erhielt überhaupt
kein Essen und das bis einschließlich Frühstück
am Dienstag. Ich trank nur kaltes Wasser aus dem Hahn. Nur
ein mal heißen Tee, der mir nicht bekam. Die Bediensteten
bestanden darauf, dass ich die Schüssel nehme und bestraften
mich über drei Tage mit vollständigem Essensentzug.
Sogar die Bitte nach einer Scheibe Brot wurde abgeschlagen,
weil ich nicht bereit war, die Schüssel zu nehmen. Das
hatte ich nicht einmal in der Stasi-U-Haft in den 10,5 Monaten
in Dresden erlebt.
Zwangweise entwickelte sich meine Kunst- und Protestaktion
nicht nur gegen den Rechtsmissbrauch durch Kriminelle, sondern
auch zum Protest gegen die UHA Holstenglacis.
Die Hausordnung erhielt ich erst heute durch ausgewechseltes
Personal. Meine ca. 400 kcal konnte ich heute einnehmen, weil
ich mich beim Kaufmann mit einer Ananas- und Maisdose sowie
Knäckebrot eingedeckt habe.
Nicht vergessen kann ich die Beschimpfungen des großen
bulligen Bediensteten, ich sei ein Lügner, und eines anderen,
eigentlich freundlichen sehr großen Bediensteten, der
mich als Klugscheißer und Besserwissen beschimpfte. Auf
meine Bemerkung, er beleidige mich jetzt, antwortete er: Sie
sind Scheiße. Ein Stück Scheiße kann man nicht
beleidigen.
Ich muss mir alles in Ruhe durch den Kopf gehen lassen und
bin überzeugt, dass in unserem Staat Essensentzug als
Strafe – erst recht nicht wegen einer Schüssel – zulässig
ist.
Von den beiden bediensteten erwarte ich eigentlich eine persönlich
Entschuldigung von Mann zu Mann.
Mal sehen, wie sch das entwickeln wird. An einer Eskalation
bin ich nicht interessiert. Steht aber nicht in meiner Macht.
Es gibt noch viel mehr zu erzählen, das aber, wenn wir
uns sehen.
Viele Grüße
Dein Freund Rolf |